Mittwoch, 13. Januar 2010

Puppenmachen...(3)

Die Verweildauer des Porzellans in der Gipsform ist von Raumtemperatur, Luftfeuchtigkeit und Trocknungsgrad der Form, sowie von der Konsistenz der Gießmasse abhängig. Ist die gewünschte Wandstärke erreicht, wird das Porzellan vorsichtig und ohne abzusetzen aus der Form ausgegossen. Dadurch entsteht an der Innenseite der Form eine Art "Haut", die, sobald eine bestimmte Festigkeit erreicht ist, entnommen werden kann. Das Porzellan darf nicht ganz in der Form trocknen, da es zu Rissen kommen kann. Diesen Porzellanabguß nennt man "Rohling".
Jetzt kann der Rohling grob bearbeitet werden, d.h. die Gießnähte werden entfernt und die Augenausschnitte
gemacht.
Danach kommt der erste Brand, der sogenannte Schrühbrand, bei ca 600 bis 700 Grad Celsius. Der Rohling wird nach dem Auskühlen gewässert und ist nun fertig für die Feinarbeit. Naßschleifen hat eine viel geringere Staubentwicklung und ist somit wesentlich schonender für die Gesundheit. Nach dem sorgfältigen Schleifen darf nicht das geringste Kratzerchen mehr zu sehen sein - darin würde sich später die Farbe festsetzen und es sichtbar machen. In diesem Zustand wird der Rohling sorgfältig überarbeitet: Ausschleifen der Augenhöhlen von innen, damit das später angebrachte Glasauge perfekt sitzt, auch die Vertiefungen hinter den Nasenflügeln, die wegen der Hinterschneidung nicht gegossen und entformt werden können, können jetzt nachgearbeitet werden u.s.w. . Nach dem Trocknen erfolgt der Scharfbrand bei etwa 1100 bis 1200 Grad - hier die Anweisung des Porzellanherstellers beachten. Die Puppenteile schrumpfen dabei um ca 15 Prozent. Nach dem Brand Fehlerprüfung und Aussortieren der fehlerhaften Teile. Was jetzt nicht stimmt, kann nicht mehr repariert werden. Die Oberfläche fühlt sich wieder rauh an und wird nochmals geschliffen und gereinigt.


Hier ein Kopf von Hannah, links nach dem Scharfbrand, rechts schon bemalt und mit eingesetzten Augen. Pfanne der Brustplatte und Hals passen nun perfekt ineinander. Damit das so ist, müssen die Teile vor dem Scharfbrand genau aufeinander abgestimmt werden. Vor dem Befestigen des Kopfes wird die Pfanne mit Leder ausgekleidet, damit sich nicht Porzellan an Porzellan reibt. Unten die fertige Puppe im Profil.


Diese Puppe (Hanna 6/1) wurde 1997 für den Max-Oskar-Arnold-Preis für moderne Puppenkunst nominiert. Im gleichen Jahr hat sie (Hannah 6/2) in einer anderen Ausführung (Bemalung/Kleidung/Haare) beim DAG-Kongress in Interlaken "Blaues Band" und die Rossette "Beste der Kategorie" (in der Kategorie non-professionell) gewonnen. Der Preis für die professionelle Kategorie ging an Maja Bill Buchwalder.

6 Kommentare:

  1. Habe Deinen Bericht gierig verschlungen, meine allerliebste Helene. Ganz toll!!!

    Die Bilder sind einfach wunderschön.

    Porzellan ist ein tolles Material, wenn auch ziemlich aufwendig in der Handhabung. Damit muss man erstmal umgehen können.

    Und wenn ich Deine Arbeitsergebnisse so betrachte, lupfe ich mein imaginäres Hütchen vor Deinem Können.

    Knubi,
    Lotti

    AntwortenLöschen
  2. Mein allerliebster einziger Leses - schmunzel -
    Am Anfang ist es nicht leicht, mit Porzellan zu arbeiten und billig ist es auch nicht gerade, wenn man bedenkt, was man so alles dazu braucht. Aber dann macht es wirklich viel Freude. Ich habe ja jetzt kein Foto davon, aber wenn man sich so einen Rohling frisch aus der Form anschaut und dann sieht, wie zart diese "Haut" wirkt, wenn alles fertig ist, dann ist das schon eine fantastische Sache. Und ich habe ja alles, was ich brauche. Darum könnte ich kleinere Sachen ohne weiteres machen. Muss ja nicht alles 70 cm sein oder gar noch mehr.
    Laß Dich in den Arm nehmen!
    Helena

    AntwortenLöschen
  3. hallo helena, dein bericht ist sehr interessant. porzellan wird ja nicht umsonst das weiße gold genannt. ich hoffe, das ich eines tages auch mit porzellan arbeiten kann.
    lg bebi

    AntwortenLöschen
  4. Fein, Bebi, dass Du auch hierher gefunden hast. Danke, freut mich, dass der Bericht Dir was bringt. Ja, also wirklich, Porzellan ist einfach ein wunderbares Material. Ich hoffe sehr, dass es neben den neuen Massen auch wieder mehr "in Mode" kommt. Da kann man jetzt MB nur dankbar sein - lach. Du weißt ja, dass ich die kleine Bjd, die ich modelliert habe, allerdings nicht nach MB-Vorlage, in Porzellan versuchen möchte. Porzellan hält den Zug einen Aufziehgummis auch gut aus. Es spricht somit eigentlich nichts dagegen. Ich freu mich schon richtig auf die Arbeit.
    Helena

    AntwortenLöschen
  5. Hallöchen,
    diese Puppen sind wunderschön, etwas ganz Besonderes, das muss ich hier schon einmal sagen/erwähnen. Diese Puppen haben Sprache, so schöne Gesichter und Gestalten, ich bin begeistert. Ich selbst habe Miniaturen und soche ebensolche Miniaturpüppchen für mein neues Puppenhaus. Dadurch bin ich hier gelandet und freut mich sehr!
    Danke!
    Liebe Grüße
    Ingrid
    Alias Ria Roos
    www.ria-roos.de
    https://www.youtube.com/watch?v=fD5OWgGFM1Q

    AntwortenLöschen
  6. Danke, Rita! Nachdem auf diesem blog kaum mehr was Neues eingestellt wurde, freu ich mich ganz besonders, dass Du hergefunden hast. Und dass Du meine Arbeiten magst. Danke.
    LG Helena

    AntwortenLöschen