Dienstag, 19. Januar 2010

Die freundliche Jule.....




Jule ist eine ca 74 cm große Puppe mit Sitzbeinen,
d.h. die Porzellanbeine reichen bis zum halben
Oberschenkel und haben ein modellietes gebeugtes Knie


......sie hat doch ein richtig verschmitztes Lächeln, die kleine Jule. Gerade habe ich Fotos von zwei Vario-Puppen eingescannt und konnte mich nicht entscheiden, welche ich zeigen möchte. Drum zeige ich alle.


Jule hat in dieser Ausführung mit Hochfrisur und blauem Kleid
1997 beim DAG Kongress in Interlaken/Schweiz das
blaues Band (Gold) und die Rossette "Beste der Kategorie"
gewonnen. Kategorie: Künstlerpuppen non professionell
(Die Auszeichnung für die prof. Kategorie ging an Maja Bill Buchwalder)

Montag, 18. Januar 2010

Porzellankörper statt Stoffkörper



Hier sind zwei Puppen in der gleichen Größe - ca 55 cm - aber unterschiedlich gearbeitet. Die linke, Ada, ist ein Unikat mit einem Körper ganz aus Porzellan, die rechte ist ein Junge aus einer Varioserie (Anne) mit Stoffkörper. Von beiden habe ich Fotos der unbekleideten Puppen gefunden. Wenn auch nicht wirklich gute Fotos, aber was ich zeigen möchte, kann man sicher erkennen.
Dieser Porzellankörper macht die Puppe schon recht schwer und auch empfindlich und logischerweise ist er nicht so beweglich. Denn es gibt ja nur fünf "Gelenke". Anne mit ihrem Stoffkörper ist leichter und kann besser dekoriert werden.

Ada, mit blonder Kurzhaarperücke, Ganzkörperporzellan (wip)

Anne, 55 cm mit Stoffkörper, die Mädchenversion des Jungen auf dem Foto,
fertig zum Bekleiden

Mittwoch, 13. Januar 2010

Pupenmachen ... (5) einiges zur Sache....


"Talita", eine meiner ersten Puppen.
1996 nominiert für den MOA-Preis für moderne Puppenkunst



"Gabriella", 72 cm groß, Kurbelkopf
1997 nominiert für den MOA-Preis für moderne Puppenkunst


Was ich immer über meine selbst hergestellten Künstler-Puppen gefragt werde:

Für eine neue Puppe werden in der Regel ungefähr 150 Arbeitsstunden benötigt.


Aus einer Gipsform entstehen in einer sogenannten "Varioserie" höchstens sechs Puppen in unterschiedlicher Ausarbeitung, Bemalung und Ausstattung.


Für meine Puppen fertige ich (außer Kristallglasaugen, Haaren, ev. Schuhen) alles selbst an. Hierzu gehört der Entwurf, die Modellierung, die Gipsform, die Porzellanbearbeitung und die Bemalung, sowie die Bekleidung. Darüber hinaus sind meine Objekte auf höchstens sechs Stück limitiert. Innerhalb der Limitierung - die in diesem Fall Varioserie genannt wird - ist jede Puppe ein Einzelstück, jeweils anders ausgeführt und anders bekleidet.


Puppenmachen ist auch heute noch ein wunderschönes Hobby und Puppen sammeln ebenso. Es gibt ja so viele Arten von Puppen, zum Teil sehr günstige aus fabrikmäßiger Herstellung, Spielpuppen wie Barbie und co, antike Schätze, moderne Ball-jointed-Dolls. Man kann so vieles selber machen. Und es gibt heute wunderschöne Materialien dazu umd im Internet Anleitungen in großen Mengen.
Was ich damit sagen will:
Jeder darf und soll natürlich sammeln, was ihm persönlich gut gefällt und ihn begeistert. Und auch jeder Puppenmacher - egal wie er sich nennt - kann selbst entscheiden, was er gerne machen will: ob Rebornbabys oder moderne/antike Reproduktionen, One-of-a-kind-Arbeiten aus Poymeremassen oder ganz eigene Figuren aus Porzellan, Resin oder luftrocknenen Massen. Das Wichtigste daran ist die Freude, die diese Arbeit bringt. Was ich unten über Puppen im allgemeinen geschrieben haben, soll keine Wertung sein. Aber Wissen kann meiner Meinung nach auch nicht schaden.
Puppe ist eben nicht gleich Puppe. Am Anfang meiner Puppen(macher)leidenschaft stand ich selbst auf einer großen Ausstellung mit angeschlossener Puppenbörse in München vor all diesen verschiedenen Arbeiten und hatte keine Ahnung wie sie sich unterscheiden und was ihre Besonderheit ausmacht. Oder worauf man ungedingt achten sollte, wenn man sich entschließt, Puppen oder Dolls selbst zu machen - oder zu sammeln.
Ich wünsche jedem, der es selbst versuchen möchte, viel Freude und Erfolg dabei. Und es ist ja eigentlich egal, wie das erste Figürchen wird. Einem eigenen "Geschöpfchen" in die Augen zu schauen, ist einfach ein unvergleichlich schönes Gefühl.


Puppenmachen... (4)

Nun folgt die Bemalung der Porzellanteile mit China-Farben, die sich beim Brennen fest mit der Oberfläche verbinden:
Grundierung und Schattierung von Kopf und Körper - dann 1. Farbbrand -
Unterbraue, erster Farbauftrag Mund, Wangenfärbung, erste Schattierungen etc. - 2. Farbbrand -
nun Brauenhärchen, Wangen, Schattierungen und so fort.

Der Kopf einer Künstlerpuppe kann fünf und auch mehr Farbbrände erfordern, bei dunklem Hautton allerdings noch mehr, da die Farben lasierend über den vorherigen Farbbrand augetragen werden müssen/sollen um perfekte Ergebnisse zu erzielen. Meine Puppenköpfe haben meist fünf Farbbrände, selten mehr.
Nach dem letzten Farbbrand (bei ca 700 Grad, je nach Angaben der Farben-Herstellers) wird der Puppenkopf fertiggestellt: Einsetzen der mundgeblasenen Glasaugen - Verbinden des Halses mit der Brustplatte bei beweglichem Kopf, Wahl der Perücke aus vorzugsweise Echthaar oder Mohair etc.
Die Puppe bekommt nun einen selbstentworfenen und mit elastischer Füllwatte gestopften Stoffkörper, in den ein bewegliches Gerüst - ähnlich einem Skelett - zur Stabilisierung und Dekorierbarkeit eingearbeitet wird. Erst jetzt können die Porzellanteile zu einer Einheit zusammengefügt werden.


Meine neue Puppe ist geboren.



Sie möchte natürlich Unterwäsche und Strümpfe und Schuhe und Kleider und vielleicht auch Spielzeug -
und sie möchte - wenn möglich - auch verreisen: zu einem Wettbewerb - zum Beispiel - oder zu einer Ausstellung - oder auch zu ihrem neuen Besitzer, der sie ins Herz geschlossen hat.


Das ist "Oliver" (1/6 = 1 Variation von 6 höchstens) 74 cm groß und auf diesem Bild noch unbekleidet. Die Haare sind aus rotem Mohair. Er hat Echthaarwimpern, Stehbeine und bis über den Ellbogen modellierte Arme. Der Porzellankopf ist ein Kurbelkopf. Oliver wurde für den Max-Oskar-Arnold-Preis für zeitgenössische Puppenkunst 1998 nominiert.

Puppenmachen...(3)

Die Verweildauer des Porzellans in der Gipsform ist von Raumtemperatur, Luftfeuchtigkeit und Trocknungsgrad der Form, sowie von der Konsistenz der Gießmasse abhängig. Ist die gewünschte Wandstärke erreicht, wird das Porzellan vorsichtig und ohne abzusetzen aus der Form ausgegossen. Dadurch entsteht an der Innenseite der Form eine Art "Haut", die, sobald eine bestimmte Festigkeit erreicht ist, entnommen werden kann. Das Porzellan darf nicht ganz in der Form trocknen, da es zu Rissen kommen kann. Diesen Porzellanabguß nennt man "Rohling".
Jetzt kann der Rohling grob bearbeitet werden, d.h. die Gießnähte werden entfernt und die Augenausschnitte
gemacht.
Danach kommt der erste Brand, der sogenannte Schrühbrand, bei ca 600 bis 700 Grad Celsius. Der Rohling wird nach dem Auskühlen gewässert und ist nun fertig für die Feinarbeit. Naßschleifen hat eine viel geringere Staubentwicklung und ist somit wesentlich schonender für die Gesundheit. Nach dem sorgfältigen Schleifen darf nicht das geringste Kratzerchen mehr zu sehen sein - darin würde sich später die Farbe festsetzen und es sichtbar machen. In diesem Zustand wird der Rohling sorgfältig überarbeitet: Ausschleifen der Augenhöhlen von innen, damit das später angebrachte Glasauge perfekt sitzt, auch die Vertiefungen hinter den Nasenflügeln, die wegen der Hinterschneidung nicht gegossen und entformt werden können, können jetzt nachgearbeitet werden u.s.w. . Nach dem Trocknen erfolgt der Scharfbrand bei etwa 1100 bis 1200 Grad - hier die Anweisung des Porzellanherstellers beachten. Die Puppenteile schrumpfen dabei um ca 15 Prozent. Nach dem Brand Fehlerprüfung und Aussortieren der fehlerhaften Teile. Was jetzt nicht stimmt, kann nicht mehr repariert werden. Die Oberfläche fühlt sich wieder rauh an und wird nochmals geschliffen und gereinigt.


Hier ein Kopf von Hannah, links nach dem Scharfbrand, rechts schon bemalt und mit eingesetzten Augen. Pfanne der Brustplatte und Hals passen nun perfekt ineinander. Damit das so ist, müssen die Teile vor dem Scharfbrand genau aufeinander abgestimmt werden. Vor dem Befestigen des Kopfes wird die Pfanne mit Leder ausgekleidet, damit sich nicht Porzellan an Porzellan reibt. Unten die fertige Puppe im Profil.


Diese Puppe (Hanna 6/1) wurde 1997 für den Max-Oskar-Arnold-Preis für moderne Puppenkunst nominiert. Im gleichen Jahr hat sie (Hannah 6/2) in einer anderen Ausführung (Bemalung/Kleidung/Haare) beim DAG-Kongress in Interlaken "Blaues Band" und die Rossette "Beste der Kategorie" (in der Kategorie non-professionell) gewonnen. Der Preis für die professionelle Kategorie ging an Maja Bill Buchwalder.

Puppenmachen...(2)



Wenn alle Teile fertig modelliert sind und perfekt ineinander passen, werden sie einzeln bis zur sogenannten Trennlinie in Ton oder auch Plastillin eingebettet und für den Formenbau vorbereitet. Es sind saugende Formen, also Gipsformen, nötig, um den Porzellanguß zu ermöglichen.


Einfache Gipsformen bestehen nur aus zwei Teilen - kompliziertere aus mindestens vier. Eine Kopfform z.B. ein Hohlkopf mit detailgenau modellierten Ohren und einer Pfanne für den Hals, besteht meist aus fünf Teilen: Gesichts- und Hinterkopfschale, zwei Ohrkeilen und einem Keil für den Hals.

Nach dem Durchtrocknen der Gipsformen - für große Puppen von über 70 cm schon mal eine Woche - kann das sorgfältig aufbereitete Porzellan gegossen werden.